Vizemeister- und Juniorenmeistertitel bei der Deutschen Meisterschaft Einrad-Rennen 2024

Eine Einrad-Rennmeisterschaft ist wie das pralle Leben, eingedampft auf zweieinhalb Tage: Man erlebt Licht und Schatten, Erfolg und Niederlage, Sonne und Regen innerhalb nur weniger Stunden im Wechsel – in den Wettbewerben selbst ebenso zu wie in Bezug auf die sozialen Berührungspunkte bei einem solchen Event.

Einer gelungenen Disziplin, vielleicht sogar mit unerwarteter persönlicher Bestleistung und den damit einhergehenden Glücksgefühlen, folgt unmittelbar danach möglicherweise ein Abstieg in einem der nächsten Rennen, in das man unter Umständen als Favorit gegangen ist, und das Hoch mutiert zu einem kleinen Zwischentief. Aber auch aus diesem Tal kämpft man sich wieder heraus und weiter geht´s, und genau das macht die Rennwettbewerbe vielleicht so attraktiv, aber auch so wertvoll. Man lernt, Niederlagen kurz zu analysieren, schnell zu verarbeiten und weiterzumachen, Skills, die auch im sonstigen Leben unerlässlich sind.

129 Sportler aus 26 deutschen Vereinen hatten für die Deutsche Meisterschaft im Einrad-Rennen gemeldet, und viele von ihnen gingen vom 14. bis 16. Juni durch genau dieses Auf und Ab an Emotionen. Ausgerichtet wurde die DM vom Radsportverein Illertissen im örtlichen Vöhlin-Stadion. Integriert hatte man einen Nachwuchs-Cup für die Altersklassen U9 und U11 mit abgefederten Wettkampfregeln für die jüngsten Fahrer. Ab Altersklasse U13 musste jeder Teilnehmer Mindestzeiten bzw. -weiten vorweisen können, um an den Start gehen zu dürfen.

Heike Höhne vom Garser Einrad-Team übernahm zusammen mit Jan Vocke die Rennleitung. Obendrein waren wir Garser verantwortlich für Weit- und Hochsprung, wofür auch unsere Sprunganlagen und jede Menge anderes Equipment mit nach Illertissen reisten. Danke an alle Garser, die hier mit zupackten, viele Stunden an den Wettkampfanlagen für die Springen verbrachten und so mancher Aufregung rund um die Sprungwettbewerbe standhielten!

Das Garser Einrad-Team wurde vertreten durch Sarah Stettner (U9), Andreas Stettner (U11), Laura Stettner (U13), Annalena Söll (U30), Henriette Höhne (U30), Lena Freimuth (U30) und Michael Höhne (30+).

Die Wettbewerbe begannen am Freitagabend mit dem Coasting sowie mit dem ersten Tag für den IUF-Slalom. Unsichere Wetterprognosen, die einen Mix aus Regen und Sonne für den Samstag vorhersagten, veranlasste nahezu die Hälfte der Starter, ihre zwei Durchläufe für den IUF-Slalom bereits am Freitag zu absolvieren, darunter die Garser. Auch das Coasting erlebte eine Beeinflussung durch die äußeren Bedingungen. Immer wieder zog böiger Wind durch das Stadion. Wer bei einem seiner zwei Versuche oder gar bei beiden dieser so balancegesteuerten Disziplin von einer der Turbulenzen erfasst wurde, hatte es schwer, auf gute Weiten zu kommen.

Der Samstag startete mit Regen und den 200 Metern. Disziplin für Disziplin arbeitete man sich danach der Ziellinie entgegen, denn 100 Meter, 50 Meter Einbein, 30 Meter Wheelwalk und 10 Meter Wheelwalk (U11) waren die nächsten Wettbewerbe. Noch bis zu den Einbeinrennen war die Bahn nass, so dass rutschbedingte Stürze nicht komplett ausblieben. Auch die Garser erwischte es, größere Verletzungen gab es aber zum Glück nicht. Zum Mittag klarte es zunehmend auf. Der nach wie vor in Böen auftretende Wind half dabei, das Wasser zügig von der Bahn zu entfernen. Er nahm aber auch immer wieder einmal Einfluss auf die Wettbewerbe. Mit dem Abtrocknen der Tartanflächen konnten wir dann auch den Hochsprung anbieten. Leider nutzte nur ca. ein Drittel der gemeldeten Teilnehmer die Möglichkeit, bereits am Samstag die eine der zwei Sprungdisziplinen zu absolvieren, so dass schon zu ahnen war, welcher Berg an Arbeit am Sonntag auf uns zukommen würde. Der dritte Wettkampftag war der sonnigste und wärmste der drei. Er hielt die 800 Meter bereit, die Staffelrennen über 4×100 und 4×400 Meter sowie die bereits erwähnten Sprungdisziplinen. Die sieben Garser brachten insgesamt 18 Medaillen aus dem Nachwuchscup mit nach Hause, 15 Medaillen aus den Altersklassenwettbewerben der DM sowie 8 Pokale aus den Juniorfinals und Finals.

Sarah Stettner (U9, Nachwuchscup):
Das war Sarahs zweite DM. Mit drei Starterinnen war die U9w zwar sehr klein, aber dennoch musste man durchkommen und auf dem Rad bleiben, um das Podest besteigen zu dürfen, und das ist ihr in jeder der Disziplinen, in welcher sie an den Start gegangen ist, gelungen. Zumeist lieferte sie sich einen engen Kampf um Platz 1 mit Sarah Pilz von den Mühldorfer Einradlern. Durchsetzen konnte sie sich über 100m, 400m und 800m, Platz 2 erreichte sie über 200m, 50m Einbein und im IUF-Slalom. Besonders hervorzuheben ist der Platz 1 über 10 Meter Wheelwalk. In dieser Disziplin wären nur zwei U9-Fahrerinnen am Start gewesen, deshalb legte man sie mit den fünf jungen Damen der U11 zusammen. In einer vereinsübergreifenden 4x100m Staffel holte Sarah noch eine weitere Silbermedaille.

Andreas Stettner (11, Nachwuchscup)

Auch Andreas erlebte seine zweite Deutsche Meisterschaft und die nun letzte mit dem 20er Rad in der U11. Im kommenden Jahr kommt für ihn der von den U11ern zumeist heißersehnte Wechsel auf die größere Rennhexe. Auch er sammelte fleißig Medaillen im Nachwuchscup, für den fünf Fahrer gemeldet hatten. Sechs Goldmedaillen brachte er mit nach Hause über 100m, 50m Einbein, 10m Wheelwalk, im IUF-Slalom, Hochsprung und Weitsprung. Silber gab es für ihn über 200m, 400m und 800m, Dritter wurde er mit einer vereinsübergreifenden 4x100m Staffel.

Laura Stettner (U13)

Laura dominierte in mehreren Disziplinen die AK U13. Sie gewann die 200m, die 50m Einbein, den 30m Wheelwalk, den Hochsprung und den Weitsprung. Zweite wurde sie über 100m, 400m und 800m, im IUF-Slalom und in einer vereinsübergreifenden 4x100m Staffel. Die Juniorexpert-Finals erreichte sie über 100m (Platz 6), 200m (Platz 5), die 50m Einbein (Platz 4), den 30m Wheelwalk (Platz 2) und im IUF-Slalom (Platz 4). In der Juniorexpert-Wertung gab es Bronze für sie im Hochsprung, Gold im Weitsprung und Silber im Coasting.

Annalena Söll (U30)

Annalena war eine unserer drei Starterinnen bei den erwachsenen Damen und in ihrem ersten Jahr in der Altersklasse U30 unterwegs. In dieser wurden alle Sportlerinnen von 19 bis 29 Jahren zusammengefasst, eine leistungsstarke AK. Annalena nahm die Bronzemedaillen in der Altersklassenwertung im IUF-Slalom in Empfang sowie ebenfalls eine bronzene aus dem Expert-Finale über 30m Wheelwalk. Weitere Finals erreichte sie über 800m, 50m Einbein, im IUF-Slalom sowie mit einer 4x400m Staffel des Rennkaders Bayern.

Henriette Höhne (U30)

Henriette stand auf dem Podest der Altersklassenwertungen über 30m Wheelwalk (Platz 2), Coasting (Platz 3), Hochsprung (Platz 2) und Weitsprung (Platz 2). In Coasting, Hochsprung und Weitsprung entsprachen diese Plätze auch gleichzeitig der Expert-Wertung, brachten also zwei deutsche Vizemeistertitel und einen dritten Platz. Ein weiteres Finale erreichte sie im IUF-Slalom, wo der Platz 3 nur um 5 Hundertstel entfernt lang.

Lena Freimuth (U30)

Lena hatte sich nach dem Eintritt in unser Einrad-Team erstmalig etwas intensiver mit dem Renntraining befasst. Für sie war die 2024er DM deshalb vielleicht erst der Einstieg in eine Rennkarriere, in der nun persönliche Bestzeiten in nahezu jeder Disziplin zu Buche stehen sowie ein bemerkenswerter Platz 7 über 800m, bei dem sie ihre Muni- und Langstreckenkondition zum Einsatz bringen konnte.

Michael Höhne (30+)

Für die Ü50er gab es in Illertissen leider keine eigene Altersklasse. Die Väter des Erfolgs (ohne sie wäre auch so manches Kind nicht so gut auf dem Einrad unterwegs) mussten sich mit den in den 90ern Geborenen messen, die ihre Söhne hätten sein können – ein ungleicher Kampf, der auch schnell mal demoralisiert. Sieben Männer zwischen 51 und 66 Jahren sowie ein 47Jähriger waren am Start, die hätten eine eigene AK (45+ vielleicht?)) verdient gehabt. Schade für diese wunderbare Riege, dass sie fast ausnahmslos hinter der viel jüngeren und schnelleren Generation herfahren musste. Hervorzuheben ist sein Platz 4 über 30 m Wheelwalk, eine Disziplin, in der er auch das Expertfinale erreichte und dort 7. wurde, ebenso wie Platz 5 über 50m Einbein.

Bei der Verabschiedung in lllertissen hieß es dann häufig: “Kommt gut nach Hause, wir sehen uns in vier Wochen in den USA.“ Dort finden vom 14. bis 26. Juli die Weltmeisterschaften statt, zu der vom Garser Einrad-Team Annalena Söll, Lena Freimuth, Henriette Höhne, Heike Höhne, Timo Hirschmann, Konstantin Höhne und Michael Höhne reisen.

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