UNICON 20 in Grenoble – Teil 1

Das französische Grenoble im Departement Isere war 2022 der Austragungsort der UNICON 20, der alle zwei Jahre stattfindenden Einrad-Weltmeisterschaft. Die größte, am Hochgebirge liegende Stadt der Alpen zählt in ihrem Großraum ca. 665.000 Einwohner und erwartete vom 26. Juli bis 6. August 1417 Sportler und mehr als 600 Betreuer.

Die Zeit zwischen der letzten WM 2018 in Ansan (Südkorea) und der nun (endlich) stattfindenden nächsten Meisterschaft war alles andere als eine Normale. Für jeden der Teilnehmer hatte sie besondere Lebensprüfungen bereitgehalten, private, berufliche, solche in der Schule, im Studium oder in der Ausbildung. Und auch die sportliche Vorbereitung war – nun sagen wir mal – speziell. Über viele Monate konnte gar nicht trainiert, musste sich in Eigenregie irgendwie fit halten werden. Geschlossene Turnhallen und Sportanlagen, Verbote, sich zum Trainieren zu treffen, Quarantäne oder durchgemachte Coronainfektionen reduzierten die Übungsumfänge empfindlich. Wettkämpfe gab es kaum, nur im Bereich Langstrecke und Crosscountry konnte ab dem Frühjahr 2022 Wettkampferfahrung wiedergewonnen werden. In den Bereichen Freestyle und Rennen hingegen gehen viele Sportler an den Start, deren letzte Wettkampfpraxis zum Teil drei Jahre zurückliegt.
So war es spannend sein zu erleben, ob noch ausreichend abgespeicherte Erfahrungen vorhanden sind und ob der Muscel-Memory-Effect dabei hilft, frühere Meisterschaftserfahrungen schnell und hilfreich wieder abzurufen.

Die Vorfreude auf die Tage in Südfrankreich war dementsprechend groß. Nach den Jahren der Abstinenz stand wohl diesmal das soziale Zusammentreffen für so manchen im Vordergrund, zumindest aber nicht im Hintergrund. Und vielleicht war das sogar der zweckmäßigste Ansatz, um die Erwartungen nach den Monaten mit nur wenig Training nicht in den Himmel wachsen zu lassen.

Für den TSV Gars gingen Annalena Söll, Henriette Höhne, Verena Kotalla, Konstantin Höhne, Michael Höhne und Timo Hirschmann an den Start. Mit der großen Fahrerparade zog sich am Nachmittag des 26. Juli der lange Reigen an Einrädern über eine Strecke von 4 Kilometern durch die schöne Altstadt, durch Parks und Gassen zu den Ufern der Isere. Dabei waren bereits viele wunderschöne Landestrikots zu bewundern und wurden ausgiebig und bei bester Laune verschiedenste Fahnen geschwenkt. Die sich anschließende feierliche Eröffnungsveranstaltung startete dann die UNICON 20 ganz offiziell.

Wettbewerb Nummer eins war am kommenden Morgen das 10 Kilometer Straßenrennen. Die gut zu befahrende, schöne Strecke verlief auf einem Radweg entlang der Isere und brachte den Garsern gleich die ersten Medaillen: Konstantin gewann die AK 25 bis 29 in der Zeit von 21:13,00 min mit persönlicher Bestleistung. In der Expertwertung aller 106 Fahrer war das der hervorragende Platz 6. Henriette holte den Sieg in der AK U19 in 23:30,00 min und damit den sehr guten Platz vier in der Expertwertung der 44 Damen. Annalena wurde Vierte in der gleichen AK und 11. Expert in 26:43,00 min. Michael kam als 8. in der AK 50+ mit 29:47,00 min ins Ziel.

Auch die Weit- und Hochspringer ermittelten an Tag eins ihre Weltmeister. Bis in den späten Nachmittag hinein fanden die Vorkämpfe statt, aus denen die Altersklassensieger hervorgingen und sich die jeweils sechs Finalteilnehmer qualifizierten. Henriette holte mit 2,45 m den Sieg im Weitsprung der AK 15 bis 18. Das bedeutete die Einstellung ihrer bisherigen Bestleistung und mit der zweitgrößten Weite aller Damen den Einzug ins Finale. Die Finals fanden am Abend statt. Während die Männer mit dem Weitsprung loslegten, startete zeitgleich das Finale im Hochsprung der Frauen. Anschließend tauschte man, was den Start für all jene möglich machte, die beide Finals erreicht hatten.

Das Weitsprungfinale der Damen begann dann vor wunderbar motivierender Kulisse mit vielen Zuschauern, guter Stimmung und unter Flutlichtatmosphäre, was noch einmal ordentlich Kräfte mobilisierte. Zum Schluss gehörte die Aufmerksamkeit nur noch Henriette und der Weltrekordhalterin und Favoritin Lisa Hanny, die erwartungsgemäß gewann. Für Henriette stehen nun Platz 2, damit der Vizeweltmeistertitel und die neue Personal Best von 2,47 m in den Ergebnislisten. Auch im Hochsprung erreichte sie eine PB und wurde mit 58 cm 2. in der AK U19.

Tag zwei gehörte wettkampftechnisch komplett dem Crosscountry. Dieser fand westlich von Grenoble beim Désert Jean-Jacques Rousseau statt und hatte drei verschiedene Kategorien zu bieten. Für die Beginner gab es eine eigene Strecke von etwa 4,2 km Länge mit einem Gesamtanstieg von etwa 100 Metern. Intermediate- und Expert-Wettbewerb teilten sich einen Kurs, wobei die Expertfahrer diesen zweimal zu bewältigen hatten und ein paar zusätzliche technische anspruchsvolle Abschnitte vorfanden. So kamen für die Intermediate Starter ca. 8 km und knapp 400 Höhenmeter zusammen. Wer Expert startete, musste sich ca. 17 km lang plagen, fast 870 Höhenmeter hochkraxeln und dabei eine maximale Steigung von 37,8 Prozent überwinden. Fazit zu den Strecken: Es waren viel technischer Downhill und Uphill zu absolvieren, nicht direkt ideal für einen Crosscountry. Fazit zur Organisation: Startschwierigkeiten und Chaos.

Annalena gewann das Intermediate-Race in der AK 15 bis 18. Jette wurde hier Vierte. Konstantin wurde auf der Elite-Strecke 8. in der AK 19-29 und 10. in der Expertwertung aller Fahrern. Michael holte in der AK 50+ Platz 2 mit einer vollendeten Expertrunde.

Am kommenden Tag drei stand der Trial auf dem Zeitplan, den Jette absolvierte, hart kämpfte, jede Menge Spaß dabei hatte und Platz 10 unter alle Starterinnen 16+ erreichte.

An Tag vier waren die Sportler erneut im Gelände aktiv. Downhill und Uphill standen im Zeitplan. Die Downhill-Strecken waren sehr schön. Der Advanced DH hatte eine Länge von 3,7 km und überwand vom Berggipfel ins Ziel 600 Höhenmeter. Beim Uphill mussten auf 700 m ca. 100 Höhenmeter bewältigt werden. Der grobe Schotterweg wies eine maximale Steigung von 20% auf.

Leider setzte sich auch an diesem Tag das Chaos fort, erfuhr sogar noch eine Steigerung und sorgte für Rankings, die nicht unbedingt das weltweite Leistungsbild wiedergeben. Für die Muni-Spezialisten, die wegen Organisationsfehlern teilweise zum Uphill nicht mal mehr antreten durften und bei deren zweitem Downhill-Finaldurchgang die Zeitmessung versagte, waren das ganz bittere Momente der Enttäuschung.

Deshalb hier nicht mehr dazu und nur kurz ein paar unserer Ergebnisse skizziert:
Annalena 1. Platz Uphill AK U19, 3. Platz Uphill Expert
Henriette 3. Platz Uphill AK U19 und 3. Platz Downhill Advanced AK U19
Timo 3. Platz Uphill AK19 bis 29 und 4. Platz Uphill Expert, 3. Platz Downhill Advanced
Konstantin Uphill Platz 8 AK 19 bis 29
Michael Downhill Advanced Platz 5 AK 50+ und Uphill Platz 7 AK 50+

Annalena, Jette und Timo drei erreichten das Downhill-Finale, das aus zwei Läufen bestehen sollte, wobei eben beim zweiten Lauf die Zeitmessung versagte: Henriette Platz 8, Annalena Platz 14, Timo Platz 4

Der gut organisierte Marathon der UNICON 20 am fünften Wettkampftag fand wieder im Osten Grenobles statt, dort, wo auch schon die 10 Kilometer ausgetragen worden waren. Die Strecke war gut zu fahren, und insgesamt hörte man nur positive Stimmen bezüglich dieses Wettbewerbs. Im Rahmen jener Disziplin soll das gute Versorgen der Sportler nach ihrem Zieldurchlauf einmal erwähnt werden. Es gab bei den Ausdauerdisziplinen stets frisches Obst, Getränke, Käse, Chips und anderes mehr. So konnten die Sportler entleerte Speicher zügig wieder auffüllen – eine tolle Sache. Unseren vier Garser Startern Henriette, Timo, Konstantin und Michael ging es in diesem kräfteraubenden Rennen durchgehend sehr gut, was die hervorragenden Ergebnisse widerspiegeln:

Jette Platz 3 AK U25 und Platz 5 Expert in 1:44:18 h
Timo Platz 1 AK U25 und Platz 2 Expert in 1:21:10h
Konstantin Platz 1 AK 25 bis 29 und Platz 5 Expert in 1:26:32h
Michael Platz 9 AK 50+ in 2:11:44h.

Über die Erlebnisse und Ergebnisse der zweiten UNICON-Woche schreiben wir in einem weiteren Beitrag.